Es geht auch anders

Da ist ein Sultanat fernab aller Krisenherde,
und den ehrwürdigen älteren Vorsteher treibt nur eine Sorge um: das sein Volk von alle dem neumodischen Zeug verdorben wird.
Also hält er die Schotten dicht: keine Strassen, keine Bildung, keine Zeitungen, kein Radio, Fernsehen sowieso nicht.

Nur den Junior, den schickt er auf die besten Schulen in Europa, auf das was aus ihm werde.

Und der Sohnemann ?

Naja, das kennen wir alle schon: Undank ist der Eltern Lohn.
1976 kommt der “feine” Herr nach Hause, meint die Isohaft fürs Volk sei jetzt genug und schmeisst seinen Vater aus dem Land. Der muss nach England ins Exil flüchten.

Und jetzt ?

Sohnemann hat wirklich viel gelernt, vor allen Dingen von den Fehlern der anderen.

Ganz vorsichtig und sehr volkverbunden führt er seine 8 Millionen Schäfchen so ganz behutsam an all das neumodische Zeug heran. Ein bisschen von allem, nicht zu viel und nicht zu schnell.
Sogar den islamischen Koran legt er liberal aus, sehr zur Freude auch der Frauen, und das nicht nur, weil sie den Führerschein hier machen dürfen..

Dazu packt er bis heute sein herrschaftliches Zelt jedes Jahr auf den Wagen und zieht wochenlang über Land, um es jedem Omani zu ermöglichen, mal persönlich sein Leid vorzutragen.

Okay, es gibt auch einen Trick bei all dem Ganzen:

Kaum direkte Steuern oder Abgaben für Krankenkasse, für Strassen- und Schulbau und für den Staatshaushalt.
Geld ist keine Frage,
Geld gibt’s genug.

Schliesslich hat der Oman mit den Emiraten eines gemeinsam: das Erdöl.

Al Hawiyah – Im Oriental Guest House

Unser indischer Manager gesellt sich nach dem Essen zu uns. Er ist bestens informiert, auch über die aktuelle politische Lage in Europa.

Seit sieben Jahren arbeitet er hier. Seine Frau ist Lehrerin in Madras/Indien. Früher war er bei der Army, da haben sie sich auch nicht öfters gesehen.

Noch zwei Jahre, dann läuft sein Vertrag aus. Die jungen und inzwischen schulisch gebildeten Omanis suchen Jobs und drängen die indischen, paktistanischen und auch die Arbeiter aus Sri Lanka aus den Jobs.

Anfangs kamen die Beduinen zum Hotel und wollten “Pepsie” ohne zu bezahlen, denn Geld hatten sie ja keines. Sie kannten nur den Naturalien-Tauschhandel und Hotels sowieso nicht.
Wenn sie keine Pepsie bekamen warfen sie kurzerhand alle Scheiben mit Steinen ein.

Wir sind viele Jahre weiter, aber zu Zeiten des Ramadans bleiben sie immer noch schwer einschätzbar.

Ein vollbesetzter PKW braust lärmend durchs Hoteltor. Die Omanis sind in Feierlaune. Der Fahrer steigt aus und torkelt auf die Hoteltreppe zu. Kein Alkohol sondern Drogen. Und sofort greift er in seine Tasche und steckt sich sein neues Pfeifchen an.

Er macht “Kunststücke” und will, dass ich ihn photographiere, während er eine Colabüchse auf dem Kopf balanciert.
Ich zeige ihm das Ergebnis, gebe aber die Kamera nicht aus der Hand.

Nach zehn Minuten ist der Spuk vorbei. Die Colas, die sie bekommen haben, haben sie bezahlt, und sie fahren umständlich aus dem Hotel wieder auf die Piste.

Im letzten Ruckeln wirft ein Mitfahrer eine halbvolle Dose aus dem Seitenfenster in den Hotelgarten. Aber er trifft keine Scheibe. Wollte er wohl auch nicht, er wollte wohl nur den Müll loswerden.

Abenteuer Wüste

Wir machen Station in der grössten Sandwüste der Welt: der Ramlat al Wahibah.

Unser Guide vom “Rahala Desert Camp” holt uns an der Teerstrasse ab, und fährt voraus ins Wüstencamp. 30 km nur Sand, aber es geht erstaunlich gut.

Die erste Lektion gibt’s dann gleich nach dem stärkenden Kaffee. Wir laden Gepäck aus, ein Inder macht sich an unseren Reifen zu schaffen. Er lässt die Luft raus, für die erste Ausfahrt ins Gelände.

Wie selbstverständlich erklimmt unser omanischer Guide den Fahrersitz und lasst mir nur den ohne Lenkrad übrig.
So wird’s gemacht: 2.Gang, Vollgas und mit Karacho auf die riesige Düne zu. Es rappelt mächtig und schwupp, sind wir oben. Rechts den nächsten Hügel rauf, geradeaus gemächlich, dann mit Power nach links, der 2. Gang schwächelt, macht nichts, ganz früh und ganz schnell in den 1. Mit 5400 Touren kommen wir oben jaulend an. Weiter geht’ im selben Stil. Ein grandioser Sonnenuntergang.

Am nächsten Morgen versuch ich mich selbst: gelernt ist gelernt:
Vollgas den Hausberg hinauf, klappt gut, nur der viel kleinere Hügel dahinter macht Probleme, jetzt schwächel ich, nehm zu früh das Gas weg, und rums…, das wars. Festgefahren !

Keine Sperrdifferentiale, hinten rechts ausgefedert. etwas Schaukeln, aber keine Chance. Die Jungs unten im Camp haben es kommen sehen.
Es kommt immer so. Und schon stehen sie wortlos hinter uns, haben das Seil festgezurrt, ein Ruck und wir sind wieder frei., und sie spurlos verschwunden.

Auf ein neues. Ein steiler kurzer Berg voraus. Anlauf, jetzt aber den Fuss auf dem Gas lassen… Motor jault auf… Vollgas… NO FEAR… nicht nach links, nein, genau drauf zu…. Knall-Peng…

Wir haben den Berg einfach gerammt, er war viiieel zu steil zum hochfahren, mehr eine Wand aus Sand. Blödsinn es schaffen zu wollen. Der Wagen rollt zurück, abgeprallt, das wars.

Die Mitreisenden sind schockiert, keine Farbe mehr im Gesicht. Sie hatten es eh kommen sehen. Tigo steigt aus, will nur zu Fuss weiter. Junior am liebsten auch, aber ich hindere ihn daran, brauche jetzt selbst Unter- stützung. Wir sind hier voll- kommen auf uns allein gestellt.

Jetzt steige ich jedes Mal vorher aus, suche mir einen Weg, zunächst allein mit den Augen.
Der Anfang ist recht schräg nach unten abfallend, Ich erinnere mich ans Ski fahren: Schulter und Blick zum Tal. Es braucht Mut den Wagen die seitliche Schräge runter rollen zu lassen. Ankommen ist jetzt alles.

Es wird flacher, einfacher.
Den hohen Berg hinab, ein Photohalt, schliesslich haben wir es geschafft!